„Bambi“ ist gar kein Reh
„Schau mal, das süße Reh da drüben.“ Regelmäßig hört man bei Besuchern des Wildparks Völlinghausen in Möhnesee solche oder ähnliche Aussagen. Dabei gibt es in dem Wildpark zwar jede Menge Tiere, die nicht nur kleine, sondern auch große Spaziergänger begeistern, aber eine Art gibt es Wildpark Völlinghausen definitiv nicht – und das sind Rehe.
Die Deutsche Wildtier Stiftung mit Sitz in Hamburg beklagte bereits vor über zehn Jahren, dass die gängige Ansicht herrsche, der in Deutschland heimische Rothirsch sei der „Mann vom Reh“. Gemäß der zoologischen Systematik gehört Rehwild zur Familie der Hirsche (Cervidae) und zur Unterfamilie der Trughirsche. Zu den Trughirschen gehören unter anderem Elch und Rentier sowie die amerikanischen Maultierhirsche sowie die Weißwedelhirsche. Mit diesen ist das Rehwild somit näher verwandt als dem Rot-, Dam- oder Sikawild.
Weißwedelhirsch? Kenne ich nicht. Das ist wohl die häufigste Reaktion auf diese Tierart, von der fast jeder mindestens ein Exemplar in seiner Kindheit kennen- und oftmals auch lieben gelernt hat. Denn Bambi, die bekannte Filmfigur aus dem Filmklassiker von Walt Disney mit seinen großen Kulleraugen, ist ein kleiner Weißwedelhirsch und kein Rehkitz.
Dabei war Bambi ursprünglich ein Rehkitz. Sein geistiger Vater war der österreichische Autor Felix Salten (1869 – 1945) und bei ihm streifte das berühmte Rehkitz durch Österreichs Wälder. Ende der 1930er Jahre kauft Walt Disney die Filmrechte an dem Buch und machte aus dem Rehkitz einen kleinen Weißwedelhirsch, denn in den USA gibt es keine Rehe (in Texas eingebürgert). Wegen ihrer weißen Punkte sehen sich Rehkitze und Weißwedelhirschkälber sehr ähnlich.
Mein Foto zeigt übrigens weder Rehkitz noch Weißwedelhirschkalb, sondern Sikawild.